Brasserie Louis, Horgen


Louis

Wer weiter unten gelesen hat weiss: ich stehe auf Brasserien und ihr Speiseangebot. Gross war deshalb die Freude als ich gelesen hatte, dass der Gastrobetrieb im seelenlosen Schinzenhof, dem hässlichen Betonbau aus den ausgehenden 60er-Jahren neben dem schönen Dorfzentrum in Horgen, neu eröffnet wird.

Unter den Nagel gerissen hat sich den Schinzenhof kein Unbekannter: Kramer Gastronomie, die neben der gleichnamigen Brasserie Louis in Zürich weitere Restaurants betreibt, etwa das Quaglinos, Lake Side, Blue Monkey und einige mehr.

Entstanden sind im Schinzenhof zu Horgen zwei Restaurants: zum einen die „Dorfbeiz“ mit einfacheren Gerichten und moderaten Preisen, zum anderen eben die „Brasserie Louis“ im ersten Stock, mit dem für Brasserien typischen Angebot. Am Donnerstag nach der Eröffnung statteten wir dem Lokal einen Besuch ab.

Schon mal angenehm fiel auf als wir auf den Schinzenhof zugingen: schönes Aussenmobiliar mit Biergarten-Klappstühlen aus Holz und Holztischen, dazu passende grosse Sonnenschirme – und schon bekam der Betonplatz ein ganz klein wenig Atmosphäre, wenn auch nur in der einen Ecke. Bei der restlichen Fläche ist wohl Hopfen und Malz verloren.

Steigt man im Treppenhaus einen Stock höher, findet man in die frisch renovierte Brasserie. Gerade mal zwei Tische waren am vierten Abend nach der Eröffnung besetzt. Sehr dürftig, aber wenigstens bescherte uns dies einen Tisch am Fenster. Der Service war alsbald zur Stelle, Mineralwasser wurde auch zügig geliefert, bloss dauerte es danach über 20 Minuten, bis das bestellte Glas Rotwein aus dem südlichen Rhonetal auf dem Tisch stand – zu lange für meinen Geschmack, zumal ja nur sehr wenige Gäste anwesend waren. Zu warm war er dann auch noch, der Rotwein, ausserdem nur ein Glas statt der bestellten zwei Deziliter. Das war’s dann aber auch schon mit dem Stänkern.

Die Moules meiner Begleitung wurden edel in einem massiven, französischen Gusseisentopf von Staub geliefert, mein Entrecôte war satt mit „Café de Paris“-Sauce bedeckt. Die Frites zu den Moules und die Pommes allumettes wurden in einer separaten Papiertüte gereicht – eine gute Idee, bleiben die so gestapelt doch länger warm als ausgebreitet auf einem Teller. Ich bin kein erklärter Moules-Fan, schon wegen der Stinkefinger nicht, die mich danach zwei Tage lang begleiten. Was ich gekostet hatte, hat aber sehr gut geschmeckt. Mein Entrecôte war saignant, wie bestellt, sehr zart und saftig. Zu meinem Erstaunen war danach trotzdem die ganze fettgeladene Sauce weg.

Fazit: am Service muss noch geschliffen werden – was man bei einem frisch eröffneten Restaurant kurze Zeit akzeptieren kann. Am Essen selber gab’s nichts zu mäkeln – gute Rohstoffe, tadellos und solide gekocht. Bleibt zu hoffen, dass sich die Brasserie Louis etabliert und eine genügend grosse Kundschaft findet, die ihr ein weiteres Bestehen sichert.

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Vive la France et ses fromages


Kaese

Was die Franzosen an Käse zu bieten haben, sucht seinesgleichen. Wie wichtig Käse in Frankreich ist, wird einem bei zweierlei Gelegenheiten bewusst: zum ersten gibt es im ganzen Land kaum ein Restaurant, das nicht als zweitletzten Gang einen „plat au fromage“ anbietet. Und zum zweiten ist in jedem mittelgrossen Ort ein Geschäft zu finden, das mit „affineur de fromage“ beschriftet ist. Seine Aufgabe ist es, nicht einfach nur Käse zu verkaufen, sondern diesen zur perfekten Reife zu bringen, bevor er über die Ladentheke wandert.

Ein Franzose, mit dem wir in Dijon beim Mittagessen am letzten Tag unserer Ferien ins Gespräch gekommen waren, bezifferte die Menge an einheimischen Käsesorten auf etwa 400. Wikipedia nennt eine Zahl von ca. 350, andere gehen bedeutend höher. Die Abgrenzung, wo es sich um eine Unterart handelt und was man als andere Sorte bezeichnen muss, ist natürlich nicht immer ganz einfach und eindeutig.

Die Kinnlade ob des Angebots runtergefallen ist mir bei einem Affineur im Südwesten Frankreichs, in Saint-Jean-de-Luz am Atlantik, bei den Basken. Etwa die Hälfte aller Sorten, die das Land zu bieten hat, habe ich in einer einzigen Käsetheke gesehen, in einer der offenen Markthallen, die an grösseren Orten in Frankreich üblich sind und täglich geöffnet haben. Solche Märkte erfreuen sich eines regen Zulaufs, und zwar nicht nur bei den Touristen, sondern in erster Linie bei der Lokalbevölkerung.

Nicht nur war die Theke selber dieses Affineurs rappelvoll, sondern auch noch in speziellen Klimaschränken gleich dahinter lagerte Käse so weit das Auge reichte. Die ausgestellten Sorten hatten ihre Herkunft von Savoyen bis in die Bretagne, von der Normandie bis an die Grenze zu Spanien – harte, weiche, blauschimmlige, von Kühen, Schafen und Geissen – alles da. Maroilles, Brie de Melun, Coulommiers, Cabécou, Munster, Pont l’Evêque, Saint-Nectaire, Cantal, Bleu d’Auvergne, Saint-Agur – am liebsten hätte ich gleich von jeder Sorte ein Stück probiert. Ging natürlich nicht, aber wenigstens habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, am letzten Tag eines jeden Frankreich-Besuchs kräftig zuzuschlagen. Hauptsache, ich kenne den Käse nicht, Hauptsache er stinkt zum Himmel.

Einen Tipp hatte er noch, der oben erwähnte Franzose: es gibt nur einen wahren Epoisses. Drei Produzenten gibt es in diesem Ort im Burgund, jener von Berthaut muss es sein. Den konnte ich Dijon dann auch gleich kaufen. Unvergleichlich sei eine Tartiflette mit diesem Käse, meinte er. Werde ich demnächst ausprobieren und an dieser Stelle darüber berichten.