Von den Azoren habe ich nicht nur die Erinnerung an kulinarische Kuriositäten heimgenommen, sondern auch die Sucht nach einer Süssigkeit, die man dort in Cafés und Bäckereien allenthalben antrifft. Schon bei deren Anblick war mir das Wasser im Mund zusammengelaufen, und nicht viel anders erging es mir, als ich bereits am Tag nach unserer Ankunft in das erste reingebissen hatte. Ist auch nicht weiter verwunderlich: soviel Fett in Teig und Füllung auf so kleinem Raum – das kann gar nicht anders als schmecken.
Angeschrieben waren sie mit „Queijada de nata“ – Rahmküchlein. Ein wunderbar knuspriges Blätterteiggewand, bei dem man noch jede Schicht des x-mal gefalteten Teigs erkennt, gibt ihnen die Form. Gefüllt sind sie mit einer Crèmefüllung aus Eigelb, Zucker und Rahm, aromatisiert mit Zitrone und einem Hauch von Zimt. Die Krönung ist eine braun karamelisierte Oberfläche, für die man nicht mal den Flambierbrenner bemühen muss: man bäckt sie einfach bei ca. 250°C.
Dass ich auch zuhause nicht auf sie würde verzichten wollen, war mir schon nach ein paar Tagen klar. Also bin ich verfahren wie immer in solchen Fällen: im Web suchen gehen. Die ersten Suchresultate (fast alle auf portugiesisch) lieferten neben Queijada de nata auch noch Pastel de nata und Pastel de Belém. Schaut man die Bilder dazu an und vergleicht die Zutaten, sieht alles identisch aus. Pastel de Belém beansprucht für sich, der Ursprung dieser offenbar in ganz Portugal verbreiteten Rahmtörtchenspezialität zu sein. Die anderen backen das Gleiche, nennen’s aber auf dem Festland einfach Pastel de nata, auf den Azoren Queijada de nata.
Etwas Hilfe musste ich mir dann noch holen. Beim Betrachten der Küchlein vor Ort war mir nämlich aufgefallen, dass der Teig irgendwie spiralförmig in die Formen gelegt worden sein musste. Von unten war da so etwas wie eine Schnecke erkennbar. Mein erster Versuch mit einem ausgewallten Blätterteig war ein bisschen ein Gewurschtel. Youtube wusste Rat: einen Block Blätterteig (schon seit Jahrzehnten keinen mehr in den Händen gehalten, gibt’s aber immer noch) nicht zu dünn auswallen, aufrollen, eine dickes Stück abschneiden, in die Form stellen, diese mit den beiden Daumen ebenmässig auskleiden – et voilà, da haben wir die gesuchte Schneckenstruktur.
Irgendwann genügten mir aber die Fertigblätterteige nicht mehr. Viele haben einen unangenehm säuerlichen Beigeschmack, bis auf eine Ausnahme verwenden sie alle Palmfett statt Butter, zudem sind sie zu häufig touriert, die Schichtung ist nicht mehr erkennbar. Was blieb mir also übrig als Blätterteig selber machen? Eben.
Hier geht’s zum Rezept.