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Aprikosensaison!


Aprikosenstreusel

… ist momentan natürlich mitnichten. Trotzdem habe ich letzte Woche in den Bergen bei tiefwinterlichen Verhältnissen einen Aprikosenkuchen gegessen, der dermassen intensiv nach der orangen Steinfrucht geschmeckt hat, dass meine Lust nach mehr geweckt wurde.

Die Saison für diese fleischigen Früchte mit dem wunderbaren Aroma ist erst im Sommer. Was also hat ein Aprikosenkuchen im Winter verloren? Saisonale Köstlichkeiten sind doch eine feine Sache: sie dann zubereiten, wenn der Boden die Zutaten hergibt, und sich die restliche Zeit des Jahres darauf freuen, bis es wieder soweit ist. Saisonal kochen verleiht dem Jahr kulinarische Struktur: Wintergemüse in der kalten Jahreszeit, im Februar folgt an geschützten Lagen der Bärlauch mit den ersten zarten Blättern, später dann der Waldmeister mit seinem Cumarin-Aroma für die Maibowle, dann blüht der Schwarze Holunder undsoweiter. Ich kann’s jeweils kaum erwarten, bis die Zeit jeder Spezialität gekommen ist.

Aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der Papst: wenn’s geht saisonal, wenn’s sein muss, lassen wir fünfe auch mal gerade sein und essen Aprikosenkuchen im Winter. Was zur nächsten Frage führt: Wo zum Henker hat der Bäcker der wunderbaren Süssigkeit in dieser Jahreszeit überhaupt Aprikosen herbekommen? Frisch habe ich die seit Sommer in keinem Verkaufsregal mehr gesehen, weshalb sie nach ihrem Verschwinden jeweils bis zum nächstjährigen Auftauchen von meinem Radarschirm verschwunden sind.

Für die Verfügbarkeit mitten im Winter kann es eigentlich nur eine Erklärung geben: die müssen die Zeit von der Ernte bis heute tiefgefroren überdauert haben. Sofort via Smartphone die Online-Shops von Coop und Migros durchsucht: tatsächlich, gibt es bei beiden, halbiert und entsteint, bei Migros sogar in der Bio-Variante aus Ungarn. Und ich hatte die nie gesehen? Unglaublich.

Am Samstagmittag war ich aus den Ferien zurück, zwei Stunden später lag das Objekt meiner Begierde im Einkaufskorb, am Sonntagmorgen wanderte der Inhalt des Beutels eingepackt in Mürbeteig, aufgefüllt mit Eier-Rahm-Guss und bedeckt mit Streuseln in den vorgeheizten Backofen.

Hier geht’s zum Rezept.

Leise rieselt der Streusel


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Na, wo rieseln sie wohl hin wo, die Streusel? Wie aus obigem Bild ersichtlich wird: auf Aprikosen. Die gibt’s ja bereits seit längerem wieder zu kaufen, an spezialisierten Ständen irgendwo an einer Strasse und bei den Lebensmittelhändlern. Zeit also für einen Kuchen.

Was ich bis jetzt in den Händen gehalten hatte, war hart und wirkte irgendwie unreif, selbst wenn’s aus dem Wallis kam und damit einen kurzen Transportweg in die Regale hatte – nach meiner Einschätzung also keine Freude beim rohen Verzehr. Weichgebacken in einem Streuselkuchen und mit Zucker gepimpt kommt ihr Aroma und die frische Säure allerdings voll zur Geltung.

Streuselkuchenrezepte gibt’s wie Sand am Meer. Allen gemeinsam: die Streusel, die man als Deckschicht zuoberst draufgibt und die beim Backen schön goldbraun und knusprig werden sollen. Was sich unter dieser Schicht abspielt: der komplette Wildwuchs. Rührteig (für Blechkuchen), Mürbeteig, Hefeteig, mit Backpulver – nichts ist unmöglich. Sowieso bei den verwendeten Früchten, es ist schliesslich Beeren- und Steinobstzeit. Alles geht – Hauptsache: Streusel obendrauf.

Auslöser für das Selberbackenwollen war ein Streuselkuchen, den ich auf einer Biketour im Parsenngebiet letztes Wochenende probiert hatte. Einen ersten habe ich nun mit Aprikosen gemacht, mit Mürbeteigboden und viel Rahmquark. Trocknet garantiert nie aus. Der nächste folgt sogleich, Zwetschgen und Kirschen stehen bereits an, andere Teigsorten wollen probiert werden.

Hier geht’s zum Rezept.