Eine ehemalige Schmiede
Schön liegt es, direkt an der Sihl, im Sommer mit einem lauschigen Bambusgarten mit Kiesplatz unter einer alten Linde. Der Esse nach zu urteilen, die im Innern steht, war das Lokal in seinem früheren Leben eine Schmiede gewesen, und diese wird heute noch mit Feuer bestückt, um dem ehemaligen Handwerksraum etwas Wärme zu verleihen, was an einem kalten Februarabend sowieso nie schaden kann.
Etwas befremdend beim Eintreten für einen eingefleischten Nichtraucher: im hohen Raum ist ein Zwischenboden eingezogen, im Oberdeck darf geraucht werden. Von Abtrennung keine Spur, ergo riecht man den Rauch auch dort, wo gespiesen wird. Schlimm ist’s nicht, aber trotzdem störend. Aber seien wir mal nicht pingelig und konzentrieren uns aufs Essen. Die Speisekarte ist üppig ausstaffiert, bietet für jeden Geschmack etwas. Die Preise scheinen recht in Ordnung zu sein, bis man merkt, dass die Beilagen separat draufgeschlagen werden – dann wiederum ist’s doch ordentlich teuer für ein Restaurant auf dem Land, das nicht in die Kategorie der Gourmettempel gehört.
Anrichten will gelernt sein…
Los geht’s auf meinem Gedeck mit einem Blattsalat mit Riesencrevetten. Die Crevetten sind vorzüglich, haben genau den richtigen Biss. Aber das Auge erfreut der gereichte Teller nicht im mindesten: ein einheitlich grüner Blattsalat, obendrauf geworfen etwa acht kurz angebratene Krustentiere. Das hätte selbst ich besser gekonnt. Auf einen Spiess stecken, noch was dazwischenklemmen, verschiedene Blattsalate etwas abwechslunsgreicher mischen – soweit reicht die Fantasie der Köche nicht.
… dafür ist der Hauptgang erstklassig.
Weiter geht’s mit dem Hauptgang: Entrecôte Café de Paris mit Pommes allumettes. Absolut tadellos, das Fleisch wie bestellt saignant gebraten, ausgesprochen zart, die feinen Kartoffelstifte knusprig und gut gesalzen, die Sauce béarnaise perfekt – so soll’s sein. Vor einem Jahr hatten wir am gleichen Ort Rindsfilet bestellt, Gentleman’s cut, will sagen (gem. Karte) 200 g. Was da auf den Tisch kam, war samt und sonders verdächtig nahe am Lady’s cut (150 g). Nachdem wir das reklamiert hatten, wurde anstandslos soviel Fleisch nachgetragen, dass wir damit alle über das anvisierte Ziel von 200 g hinausgeschossen waren.
Alles in allem: nette Atmosphäre trotz künstlichen Pflanzen (zuwenig Licht) und Industriechic, aufmerksame und freundliche Bedienung, Essen in sehr guter Qualität. Aber: die Küchenmannschaft kann sich im Arrangieren der Teller noch massiv steigern, die Preise sind zu hoch.
Spinnereistrasse 2
8135 Langnau am Albis
Telefon 044 713 17 11