Kulinarische Kuriositäten von den Azoren: Cracas und Lapas


Cracas

Jemand, der das obenstehende Bild gesehen hatte, meinte, das sehe aus wie moosige Steine. Schon auf dem Hinflug auf die Azoren im Atlantik hatte ich ein Bild davon im Magazin der Fluggesellschaft erspäht. Gleich am allerersten Abend standen sie dann auch bereits auf dem Speiseplan.

Wie immer, wenn wir in ein Hotel einchecken, ist eine unserer ersten Fragen: „Wo isst man hier gut? „. Und weil wir in der Schweiz so weit weg von frischem Atlantikfisch und Meeresfrüchten sind, sollte es gleich am ersten Abend ein gutes Fischrestaurant sein.  In diesem Fall hatte ich mir allerdings die Adresse von „O Silva“ in Ribeira Grande auf der Azoreninsel Sao Miguel bereits zuhause notiert. Und da gab es sie dann auch bereits, diese komischen Dinger aus dem Magazin: „Cracas“, Seepocken, gekocht in Meerwasser. Entfernt erinnern sie an Muscheln, v.a. geschmacklich, haben aber biologisch kaum was mit diesen gemein.  Auch wenn man’s ihnen nicht ansieht: sie gehören zu den Krustentieren, zu den sessilen Rankenfusskrebsen um genauer zu sein. Mit ihrem aus Kalkplatten bestehenden Gehäuse sind sie fest auf dem Untergrund in den Gezeitenzonen verankert .

Schon beim ersten Betrachten, als wir sie mit einem Drahthaken aus dem Gehäuse gepopelt hatten, erinnerten sie mich an die nordspanischen „Percebes“: Entenmuscheln. Auch die haben mit Muscheln gar nichts gemein. Ein kurzer Blick in Wikipedia hat  schnell Klarheit geschaffen: beide sind tatsächlich Rankenfüsser. Unterm Strich, was das Kulinarische anbelangt: sehr viel Arbeit für sehr wenig Ertrag. Aber den Versuch definitiv wert, wenn man sich seine Feriendestinationen auch essensmässig erschliessen will.

Wem die Seepocken noch nicht reichen, dem bieten sich auf den Azoren noch andere Vertreter aus dem kulinarischen Kuriositätenkabinett zum Verzehr an. Vier Tag später in Ponta Delgada, dem Hauptort der Azoren: im Restaurant liess sich eine dreiköpfige Familie am Nebentisch ein Gericht servieren, das herrlich nach Knoblauch und Meer duftete. Auch die hatte ich auf dem gleichen Bild gesehen und sie für geöffnete Muscheln gehalten. Waren sie aber ebensowenig wie die Seepocken: „Lapas“ waren das, Napfschnecken. Zwar auch zu den Weichtieren gehörend wie Muscheln, aber nicht mit zwei Schalen, sondern mit einem kegelförmigen Deckel versehen.

Musste selbstverständlich auch gekostet werden. Ein paar Tage später bot sich auf der Azoren-Insel  Pico die Gelegenheit dazu. Ein bisschen gummig waren sie in der Konsistenz, aber fein nach Meer, Knoblauch und Zitrone duftend. Gegessen werden sie aber nicht nur hier, sondern auch in Madeira, Griechenland und bestimmt auch noch anderswo auf der Welt.

Lapas

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4 Kommentare zu „Kulinarische Kuriositäten von den Azoren: Cracas und Lapas“

  1. Pocken? Popeln? Du meine Nerven…
    Aber irgendwie sehen diese Moos-Steine wirklich gut aus!
    Ist das denn auch etwas für Moskauer? Veganer? Oder nur für die Fläischesser??!

    1. Gell, sieht toll aus, richtig aamächelig! 🙂
      Nur für Fleischesser geeignet, die Dinger. Weil, die gehören ja zu den Krebsen. Und selbst bei den Fleischessern wird da nur ein Promilleanteil reinbeissen.

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