Vielleicht ist er auch kein Türke, sondern Pakistaner, Libanese oder Mazedonier. Fakt ist: wer Sommerfrüchte wie Pfirsich und Aprikose süss, saftig und aromatisch mag, der wird mit dem, was unsere Supermärkte anbieten, alles andere als glücklich. Stattdessen lohnt ein Besuch beim kleinen, unabhängigen Lebensmittelhändler oder auf dem Wochenmarkt.
Auslöser meiner Suche nach reifen und schmackhaften Früchten waren die Sommerferien. In Korsika war buchstäblich jeder Pfirsich reif, weich, süss, saftig und aromatisch – egal ob am Strassenstand gekauft oder im Supermarkt. Die Früchte werden vor Ort reif gepflückt und kommen so in den Verkauf. Das schmeckte so himmlisch, dass ich täglich zwei davon verspiesen habe.
Irgendwann sind die Ferien vorbei, die Lust auf diesen gesunden Genuss aber noch immer unvermindert präsent. Man geht zuhause in den Supermarkt, das Kilo Pfirsich kostet 3.80.–. Die Früchte riechen kaum, nimmt man sie in die Hand, sind sie beinhart, schneidet man sie auf, das gleiche Trauerspiel. Dass der Geschmack etwa so unterirdisch ist wie der Geruch vermuten lässt, brauche ich hier wohl nicht speziell zu erwähnen. Und süss sind sie schon gar nicht. Auch fünf Tage bei Raumtemperatur liegen lassen ändert nicht viel an ihrer freudlosen Erscheinung. Sie werden bloss schrumpelig. Und warum speisen uns die Grossverteiler mit sowas ab? Weil reife Früchte schneller faulen und sich dann nicht mehr verkaufen lassen. Aber isst wirklich jemand gerne dieses fade, harte, geschmacklose Zeugs, beisst man in sowas mit Wonne rein?
Wohl kaum. Also habe ich mich auf die Suche nach reifen Sommerfrüchten gemacht, in der Annahme, dass es die doch irgendwo geben muss. Erster Versuch: Wochenmarkt Zürich-Oerlikon – Volltreffer! Am Marktstand von Rossetti sagte mir der Verkäufer sogar, dass ich die eine heute essen und mit der anderen noch bis morgen warten soll. Das Geschmackserlebnis stand jenem in den Sommerferien in nichts nach, saftig und süss waren sie. Und es ist mir komplett wurscht, dass die Früchte doppelt soviel kosten wie im Supermarkt. Sie sind jeden Rappen wert.
Meine nächste Vermutung: kleine, unabhängige Lebensmittelmärkte könnten allenfalls das anbieten, was ich suche. Wer nicht hunderte von Tonnen Früchte und Gemüse bereits Wochen im Voraus bestellen muss, kann viel kurzfristiger einkaufen. Meist stehen nur ein paar Sorten Gemüse und Früchte vor den Läden, und pro Sorte nur eine Kiste.
Der Zufall will es, dass es nur ein paar hundert Meter von meinem Wohnort entfernt einen solchen Laden gibt, den „Nah-Markt“. Besucht habe ich ihn in all den Jahren erst ein- oder zweimal – und jetzt vorgestern wieder. Nach zwei Tagen an der Sommersonne waren ein paar wenige Früchte im Holzkistchen vor dem Laden etwas faul und matschig. Die muss ich ja nicht nehmen, und die fünf Pfirsiche, die ich gekauft hatte, waren allesamt einfach nur göttlich.
Mein Tipp deshalb an Liebhaber von reifen, süssen, saftigen, aromatischen Sommerfrüchten: gehet hin zum Türken (oder woher der Kleinladenbesitzer auch immer kommen mag). Oder auf den Wochenmarkt. So muss Pfirsich. Und Aprikose. Und auch die Tomaten sahen köstlich aus.
Den Nah-Markt heute getestet. Super! Inkl. Frigor für 1 Franken. Wir gehen wieder 😀👍