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Schottische Räucherfischmilchsuppe: Cullen Skink


Der Winter ist da, und mit ihm stehen wärmende Suppen wieder hoch im Kurs. In Schottland habe ich diesen Sommer eine kennengelernt, die nicht nur mit opulenten Aromen aufwartet, sondern es auch punkto Nahrhaftigkeit mit einer Bündner Gerstensuppe aufnehmen kann: Cullen Skink. Als schottisches Nationalgericht hat sie einem englischen Kolumnisten zufolge längst den Haggis vom obersten Podestplatz verdrängt.

Eine Suppe hatte ich hinter diesem Namen nicht erwartet, irgendwie tönt Cullen Skink nicht suppig, noch nicht mal nach Essen. Als der Name aber schon am zweiten Tag nach unserer Ankunft auf einer Speisekarte meine Aufmerksamkeit erhascht hatte, fragte ich nach: von „smoked haddock“  berichtete die Bedienung, von „potato chunks“ und „milk and cream“. Haddock (zu Deutsch „Schellfisch“) ist ein in Schottenland weit verbreiteter Fisch, ein Vertreter aus der Familie der Dorsche. Man erhält ihn vor Ort frittiert im Bierteig, wenn man z.B. „fish and chips“ bestellt, aber auch als gebratenes Stück zu Erbsen und Karotten oder eben geräuchert. In welche Richtung die Suppe geschmacklich gehen würde, war mir damit schon mal klar, und dass sie mit Kartoffelstücken, Milch und Rahm ein ziemliches Schwergewicht würde und zur Hauptmahlzeit taugt, ebenfalls.

Und so war es denn auch: geschmacklich war sie einer Suppe sehr ähnlich, die ich schon seit Jahren zuhause zubereite, und zwar mit geräucherter Forelle und pürierten Kartoffeln. Bei der servierten Suppe wurden sie jedoch nicht püriert, sondern in Stücken belassen, zumindest ein Teil davon. Man kann sie also nicht schlürfen, die Cullen Skink, man muss sie beissen. Geschmeckt hat sie wunderbar und durch das Kauen hatte man das Gefühl, richtig gegessen zu haben.

Cullen, Moray

Einen Tag später, an einem Tag mit typischem, schottischem Wetter, passierten wir die Ortschaft Cullen, ein Fischerkaff an der Nordostküste Schottlands, die Namensgeberin dieser wunderbaren Suppe. Im kleinen Tourismusbüro im ebenso kleinen Ort haben wir uns erkundigt, wo es denn hier die beste Cullen Skink gebe und wurden in ein schmuckes Hotel mit Glasveranda und tollem Panoramablick auf das im Viertelstundentakt wechselnde Wetter und über Meer, Küste und die Ortschaft verwiesen. Was uns da für ein paar wenige Pfund serviert wurde, war unschlagbar und wurde zur Vorlage für das untenstehende Rezept.

 

Hier geht’s zum Rezept.

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Streuwürze alla valtellinese: Pestèda di Grosio


In einem Restaurant in Pontresina hat diesen Winter etwas meinen Weg gekreuzt, was ich bis dahin nicht kannte. Auf dem Tisch standen drei Töpfchen mit verschiedenen Gewürzsalzen. Die Nachfrage ergab, dass das eine, das mir besonders gut schmeckte, ein traditionelles Gewürzsalz aus dem Veltlin war: Pestèda.

Genauer: Pestèda di Grosio. Dieser Ort im Veltlin beansprucht für sich, der alleinige Herrscher über deren Zusammensetzung zu sein. Im Wesentlichen besteht es aus Pfeffer, Salz, Knoblauch, Wein und/oder Grappa und zwei Gewürzen. Das eine ist profan – Thymian. Das steht in jedem Gewürzregal, auch wenn man es problemlos wild wachsend findet. Mit dem anderen verhält es sich schon etwas schwieriger. Moschusschafgarbe ist ein Kräutlein, dessen Blätter aromatisch duften, das man aber nirgends kaufen kann – das muss man schon selber in den Bergen sammeln gehen. Dazu muss man es allerdings kennen.

Letzte Woche Richtung Suvrettapass bei St. Moritz bikend, hat sich die inzwischen schon wieder in Vergessenheit geratene Pestèda in mein Hirn katapultiert: massenhaft Moschusschafgarbe gab’s da, sie ist ja nicht selten, die kleine Schwester der Gewöhnlichen Schafgarbe. Sogleich kam mir in den Sinn: ich wollte doch schon längst selber Pestèda machen! Also habe ich angehalten, genügend von den duftenden Blättern gesammelt, diese zuhause getrocknet, im Internet nach einem passenden Rezept gesucht und alsbald war meine erstes Veltliner Gewürzsalz gemacht. Folgendes braucht es dazu:

30 g schwarzer Pfeffer (ganze Körner)
30 g grobkörniges Meersalz
15 g Knoblauchzehen (geschält und gepresst)
1 TL Moschusschafgarbe (getrocknet)
1 TL Thymian
1 TL Rotwein

Alles bis auf den Rotwein in einen Cutter geben und solange zerkleinern, bis eine feinkörnige Masse entsteht. Die gleiche Arbeit von Hand verrichtet auch ein Mörser. Anschliessend die Flüssigkeit zugeben und mit einer Gabel gut unterziehen. Vor dem ersten Gebrauch ein paar Tage durchziehen lassen: die terpentinige, stechende Schärfe des schwarzen Pfeffers schwindet dann etwas. Trocknet die Pestèda aus, gibt man einfach wieder etwas Rotwein hinzu. Aufbewahrung: am besten im Kühlschrank in einem geschlossenen Glas, sie soll dann 12 – 24 Monate haltbar sein. So alt wird sie aber mit Gewissheit nicht.

Machen kann eine Pestèda auch, wer keine Moschusschafgarbe zur Hand hat. Je nach Gusto können auch andere Kräuter verwendet werden, Rosmarin etwa. Original ist sie dann zwar nicht mehr, schmecken tut sie aber bestimmt genauso fein.

Saftig-saisonales, süss-saures aus dem Früchtekorb: Mispeln


Gelauert hat das Unbekannte mal wieder um die Ecke: bei meinem Lieblings-Lebensmittelladen im Quartier, bei Zoran. Wobei, so ganz unbekannt war mir die orange Frucht mit der glatten Haut nicht: in Korsika hatte ich sie schon an Bäumen gesehen, auf den Märkten waren sie dort mit „Nèfles“ angeschrieben, was mich damals veranlasst hatte nachzuschauen, worum es sich denn bei der unbekannten Frucht handelt: eine Mispel.

Genau genommen: Japanische Wollmispeln. Ursprünglich in Asien beheimatet, findet man sie heutzutage im ganzen Mittelmeerraum. Angeschrieben waren sie bei Zoran mit „Nespole“, gehören tut die Pflanze – wie etwa auch Äpfel und Birnen – zu den Kernobstgewächsen.

Ihr Fleisch ist saftig, durch die ausgewogene Süsse und Säure sehr frisch und erinnert im Geschmack an Birnen. Schneidet man sie auf, findet man im Innern ein paar kompakt aneinandergeschmiegte Samen, die sich leicht entfernen lassen. Ebenso kann man mit Daumen und Zeigefinger die „Fliege“ von der halbierten Frucht  problemlos wegklauben. Die Haut lässt sich leicht abziehen, was aber meines Erachtens nicht nötig ist – sie trübt den Genuss in keiner Weise. Und die braunen Flecken auf der Haut sind übrigens kein Makel, sondern ein Zeichen, dass die Früchte reif sind.

Nachdem ich ein paar roh genossen hatte, war mir sofort klar, was ich als nächstes damit anstellen würde: verbacken in einen Streuselkuchen, erinnern sie doch in Konsistenz und Grösse an eine meiner sommerlichen Lieblingsfrüchte, die Aprikose.

Gesagt, getan: nachdem ich mir nochmals ein Kilogramm der Früchte gekauft hatte, ging es ans Werk. Verwendet habe ich das gleiche Rezept wie für Aprikosenstreuselkuchen, das Resultat war überaus erfrischend in seiner Süsssäuerlichkeit und Aromatik – die perfekte Überbrückung, bis man Aprikosen frisch bekommt. Bis dann werden die Loquats, wie sie auch heissen, wieder verschwunden sein.

Wo kaufen? Beim kleinen, unabhängigen Früchte- und Gemüsehändler, dessen Heimat wahrscheinlich die Türkei, Mazedonien oder der Libanon ist.

Hier geht’s zum Rezept für den Mispelstreuselkuchen.

65°C, 50 Minuten: Onsen-Ei


onsen-ei

Ein Onsen (jap. 温泉, auf Karten und Schildern oft als 湯 oder ゆ (yu, heißes Wasser) dargestellt) ist die japanische Bezeichnung für eine heiße Quelle. Sagt Wikipedia. Und wenn die das sagen, dann ist das so.

Die baden aber nicht nur in diesen heissen Quellen, die Menschen im Land der aufgehenden Sonne. Die sind noch auf ganz andere Ideen gekommen, wie man sie nutzen könnte. Z.B. zum Garen von Eiern. Und wenn das Wasser in diesen Quellen die richtige Temperatur hat, dann geschieht gar Wunderliches mit Dotter und Eiweiss.

Bei uns kennt man die verschiedensten Zubereitungen von Eiern. Lässt man die Schale dran und legt sie ca. 10 Minuten in kochendes Wasser, werden sie hart. Legt man sie nur kurz ins kochende Wasser, dann stockt das Ei von aussen nach innen – aussen fest, innen flüssig, das klassische 3-Minuten-Ei. Lässt man das aufgeschlagene Ei ins knapp nicht kochende Wasser gleiten, hat man ein verlorenes oder pochiertes Ei. Schlägt man es in eine heisse Bratpfanne auf: Spiegelei. Rührt man das Ei in der Bratpfanne untereinander: Rührei. Verklopft man es und gibt noch Milch oder Rahm dazu: Omelett, Frittata oder Tortilla.

Seit einiger Zeit beginnt sich nun auch noch die japanische Spielart der Eierzubereitung auszubreiten – eben dieses Onsen-Ei. Was das ist? Ein Ei, das während langer Zeit genau bei derjenigen Temperatur gehalten wird, bei der das Eigelb zu denaturieren beginnt, und die liegt bei 65° bis 68°C. Lässt man es während 50 bis 60 Minuten bei dieser Temperatur im Wasser, so ist es nicht mehr flüssig, aber auch noch nicht fest. Öffnet man nach dieser Prozedur das Ei, gleitet es aus der Schale, schneidet man es an, so ist das Eigelb geléeartig, glänzt und lässt sich verformen, wie sich in obigem Bild erkennen lässt. Wollte man mit diesem Onsen-Ei authentisch verfahren, würde man nur das Eigelb essen. Ich wüsste aber nicht, wieso man das Eiklar verschmähen sollte.

Stellt sich noch die Frage, wie man solch konstante Verhältnisse hinbekommt, und eine heisse Quelle haben wohl die wenigsten vor dem Haus. Nötig ist dafür ein Sous-vide-Gerät. Eigentlich sind diese Geräte für das schonende Garen und Eingeschlossenhalten der Geschmäcker von Fleisch, Fisch und Gemüse gemacht, lassen sich aber auch ganz prima für das Herstellen von Onsen-Eiern einsetzen. Und sie breiten sich in letzter Zeit – aus den Profi-Küchen kommend – rasend schnell in den Privathaushalten aus.

Was so ein Gerät macht: das Wasser auf die eingestellte Temperatur aufheizen, permanent rühren, permanent die Temperatur messen und gegebenenfalls wieder das Heizelement aktivieren. Bei meinem Gerät wird das Wasser so im Schwankungsbereich von 0.1°C plus oder minus gehalten. Also 65°C einstellen, 50 Minuten warten – fertig ist das perfekt gegarte Onsen-Ei.

Kindheitserinnerung, nachgebacken: Quarktorte


quarktorte

Keine Ahnung, was die plötzliche Lust auslöste. Wie aus dem Nichts war sie auf dem Radarschirm, diese Kindheitserinnerung: die Quarktorte. Oder Käsekuchen, wie unsere nördlichen Nachbarn sie nennen.

Als wir Kinder waren, hatte unsere Mutter gelegentlich eines dieser Dinger von der Migros nach Hause gebracht. Dick war sie und braun überbacken. Frisch hatte sie geschmeckt, leicht zitronig, hatte einen Mürbeteigboden, die Füllung war mit Rosinen bestückt und fühlte sich im Mund luftig und leicht an. Und aus dem Kühlschrank schmeckte sie am besten.

So sollte sie sein, meine erstmals zu backende Quarktorte. Die Basisversion, die sich beliebig mit Beeren oder auch anderen Früchten erweitern lässt. Durch ein paar Rezepte musste ich mich durchwühlen, bis ich eines gefunden hatte, bei dem ich das Gefühl hatte, es dürfte etwa dem entsprechen, was ich mir vorstellte.

Schon der erste Versuch – wie immer auf einem Lochblech gebacken für optimales Bodendurchbackresultat – entsprach genau dem, was ich in Erinnerung hatte, optisch wie auch geschmacklich. Ein Stück von der Torte probiert hatte auch meine Schwester, und auch sie bezeugte: „Genauso hatte sie geschmeckt“.

Hier geht’s zum Rezept.

Tintenfisch, 2. Akt: Sepia gegrillt


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Erster Kontakt mit Sepia, zumindest soweit ich mich erinnern kann: gefüllt, spätabends bei Temperaturen über 30°C in Palermo gegessen. Die letzte Erinnerung, die ich an den Tintenfisch mit Flossensaum, acht kurzen Tentakeln und zwei langen Fangtentakeln habe: Azoren, Insel Pico. Wie ein hochweisses Schnitzel sah die Sepia aus. Woran ich mich auch noch erinnere: sie war zäh-gummig, und das in einem an sich guten Restaurant.

Das muss nicht sein. Meine Erkenntnisse bezüglich Weichkriegen von Octopus wollte ich auf Sepia anwenden, nachdem ich sie in einer Grösse in meinem Lieblingsmarkt entdeckt hatte, in der sie in keinem der grossen Supermärkte zu finden sind. Fast 900 g schwer war sie, in einer Grösse, die vier Menschen ernähren sollte.

Das war vor dem Auftauen. Nach dem Auftauen und entsprechendem Wasserlass waren davon noch etwa 550 g übrig. Gut, das Wasser, das ich wegleeren musste, hat einen vernachlässigbaren Nährwert. Bloss sieht der Tintenfisch nach weniger Masse aus.

Vor dem weiteren Verarbeiten hatte ich diverse Websites nach derjenigen Zubereitungsmethode durchforstet, die ein Garant dafür ist, dass das Weichtier zart wird. Wie schon beim Kraken hatten sich die Ratschläge in alle möglichen Richtungen überschlagen: kurz braten, besonders lang schmoren, mit dem Wallholz traktieren, etc.. Nach zuviel Lektüre kam ich zum Schluss: ich mache das genau gleich wie schon beim Octopus. Lange knapp unter dem Siedepunkt in Salzwasser schmoren, nach einer Stunde beginnen, mit einem spitzen Messer den Gargrad zu testen.

Die Rechnung ging voll auf: nach anderthalb Stunden war die Sepia zwar nochmals ein gutes Stück geschwunden, aber wunderbar weich. Anders als den Octopus wollte ich sie nicht als Salat essen, sondern vor dem Verzehr in der Grillpfanne mit kräftigen Röstaromen und braunen Streifen versehen. Nach Knoblauch sollte sie duften, auch nach Zitrone und Petersilie. Vor dem scharfen Anbraten habe ich sie zwei Stunden in Knoblauch-Olivenöl mariniert, schliesslich in der Gusseisengrillpfanne mit einem schweren Gusseisendeckel beschwert während zwei Minuten pro Seite scharf angebraten, auf dem Teller dann noch Zitronensaft darübergeträufelt und gehackte, glattblättrige Petersilie dazugegeben. Riecht wie: Ferien am Meer. Schmeckt wie: genauso. Dazu passen tut: Baguette. Oder Salat.

100% Natur, made in Iran


datteln

Vor gar nicht allzu langer Zeit in meiner kulinarischen Lieblings-Stöberecke, dem kleinen Lebensmittelmarkt unweit unserer Wohnung mit seinem Sammelsurium an Produkten von Asien bis nach Italien: ich hatte sie gar nicht gesucht, aber die Aufschrift auf der Kartonschachtel, die da zwischen den Früchten lag, hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Ins Auge gesprungen war mir die Aufschrift „Frische Datteln“. Frisch? Die kann man auch anders als getrocknet essen? Wusste ich nicht, und musste ergo probiert werden.

Wie sowas aussieht, liess sich noch vor dem Kauf klären: Deckel von der Schachtel nehmen, anschauen. Fein säuberlich aneinandergereiht präsentierten sich da dunkelbraune Datteln, vier Stück in der Breite, vier Stück in der Länge, drei Lagen. Macht 48. Soviel anders als das, was ich kenne, sah das nicht aus. Etwas grösser und fleischiger vielleicht, aber auf alle Fälle so, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die schmecken.

Ich hatte nach dem Bezahlen noch nicht mal die Ladentür erreicht, da hatte ich die Schachtel bereits geöffnet und klaubte eine Frucht raus. Sie fühlte sich nicht klebrig an, wie andere Datteln dies gemeinhin so tun. Eher wachsig wie die Oberfläche eine Zwetschge, ausserdem sehr weich und fleischig. Problemlos liess sie sich in zwei Hälften teilen, um den Stein zu entfernen. Zuckersüss war die Frucht, mit feinem Dattelaroma, das Fruchtfleisch so weich, dass man es als Brotaufstrich verwenden könnte. Nochmals eine reingeschoben, nach der zweiten war der Fall klar: gleich wieder rein in den Laden und mir auch noch die anderen beiden Kartonschachteln mit 650 Gramm Inhalt unter den Nagel reissen. Die überlasse ich doch nicht einfach sonstwem.

Herkunftsland dieses zuckersüssen Naturprodukts ist Iran, nach Ägypten der zweitgrösste Dattelproduzent der Welt. War dann wohl das erste Produkt aus dem Gottesstaat, das ich gegessen habe. Und gleich dieses erste Produkt ist auch zum festen Bestandteil unseres Vorratsschranks geworden. Was für ein himmelweiter Unterschied zu diesen zäh-klebrigen Dingern aus den mit Klarsichtfolie umwickelten, flachen Plastikschälchen. Die mit dem Plastikspiess drin, damit man keine klebrigen Finger bekommt und bei denen man sich fragt, warum man sowas Aromaloses essen soll. Diese frischen hier aus dem Iran, die sind eine Delikatesse.

Wer nicht wie ich seinen Türkenladen ums Eck hat, findet die Dinger in Feinkostgeschäften oder auf Wochenmärkten bei Gemüse- und Früchtehändlern, wie ich mittlerweile rausgefunden habe. Wer sie ebenfalls probieren möchte, an den genannten Orten jedoch nicht fündig wird, hat im Internet schnell Erfolg: einfach «Frische Datteln Iran» googeln (meine sind von „Pamir“), bei einem der zahlreichen Online-Shops bestellen und bequem nach Hause liefern lassen. Sie sind jeden Rappen wert, ich versprech’s.

Vom gar nicht mal so grossen Aufwand, Blätterteig selber herzustellen


blaetterteig

Von den portugiesischen Rahmtörtchen hatte ich bereits weiter unten berichtet. Auf den Azoren nach ihnen süchtig geworden, wollte ich sie zuhause unbedingt selber backen. Das einzige, was bei all meinen Versuchen nie ans Original herangekommen war, waren die verschiedenen ausprobierten Blätterteige. Kein einziger hatte sich so schön aufgefächert und war auch nur annähernd so knusprig wie die, die man dort eigentlich überall bekommt. Also blieb mir nur eines: selber einen machen.

Beim ersten Anblick der Pasteis auf den Azoren hatte ich gedacht, der verwendete Teig sei Filo- oder Strudelteig. Beim Reinbeissen hatte es ungewohnt stark geknistert. Wie die Nachlese jedoch ergab, wird Blätterteig verwendet. Bloss sah der eben irgendwie anders aus als bei uns, jede Schicht war einzeln erkennbar, wie das Bild unten zeigt.

Bei den ersten Nachbackversuchen zuhause habe ich das getan, was eigentlich so ungefähr jedes Rezept empfohlen hatte: Fixfertig-Blätterteig aus dem Kühlregal verwenden. Um es kurz zu machen: kein einziger hat das gewünschte Resultat geliefert, nicht mal der einzige gefundene Blätterteig, der auch tatsächlich Butter und nicht Palmfett enthält, nämlich Anna’s Best von Migros.

Also blieb mir nur noch eines: allen „Das ist doch viel zu aufwendig“-Unkenrufen zum Trotz mich da mal ranwagen. Die beiden Komponenten sind denkbar einfach: Butter und Teigmantel, und der Teigmantel besteht gerade mal aus Weissmehl, Wasser und Salz.

Der Teig selber war viel einfacher herzustellen als befürchtet. Ausgewallt ist er schnell, gefaltet auch, aber nach jeder Tour (so nennen sich die Faltvorgänge) muss er eine halbe Stunde im Kühlschrank lagern, bevor er wieder ausgewallt und erneut gefaltet werden kann. Nach einer einfachen (ergibt eine Verdreifachung der Schichten) und einer doppelten Tour (ergibt eine Vervierfachung) hat man 12 Teigschichten. Soll es so aussehen wie auf dem untenstehenden Bild: auf keine Fall nochmals falten, sonst werden die Teigschichten zu dünn und sind nicht mehr als solche auszumachen.

Hier geht’s zum Rezept.

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Pesto, Swiss style


pesto

Es endet der Sommer, es wabert der Nebel, es wuchert der Basilikum – was tun? Insalata caprese gab’s den Sommer über en masse, also bringen wir das Kräutchen in haltbare Form: Pesto. Aber nicht einfach nach Art der Genueser, das kann man ja überall kaufen. Also packen wir die Gelegenheit beim Schopf und hauchen ihm eine Portion Lokalkolorit ein.

Seit einiger Zeit haben es mir geröstete Haselnüsse angetan. Ich finde immer wieder neue Verwendungszwecke für sie, süsse wie auch salzige. Also verwenden wir die statt der Pinienkerne. Was der Parmesan dem Italiener, ist der Sbrinz dem Schweizer. Auf Knoblauch verzichten wir selbstverständlich nie und nimmer, und wer möchte, verwendet statt des Olivenöls ein hiesiges wie etwa Raps- oder Sonnenblumenöl. Das Kraut und der Knoblauch spielen eine derart dominante Rolle, dass die Wahl das Öls letztendlich eher zum Nebenschauplatz verkommt. Wichtiger ist seine Rolle als Konservator, Geschmacksträger und Konsistenzerzeuger.

Das Rezept:

60 g Basilikumblätter
30 g geröstetete Haselnüsse
30 g Sbrinz (gerieben)
1 -2 Knoblauchzehen
1 gestrichener Espressolöffel Salz
Öl (von Oliven, Raps oder Sonnenblumen)

Zuerst die Basilikumblätter sehr fein hacken, anschliessend die Haselnüsse. Beides in eine kleine Schüssel geben, geriebenen Sbrinz und Salz dazugeben, Knoblauchzehe dazupressen. Mit einer Gabel mischen und beim Rühren soviel Öl dazugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Alles gut untereinanderziehen, in Gläser abfüllen, zum Schluss mit einer dünnen Schicht Öl bedecken. Den Pesto vor dem Gebrauch einen bis zwei Tage ziehen lassen, er verändert seinen Geschmack hin zum Besseren, verliert die anfängliche Bitterkeit.

Zur Haltbarkeit findet man unterschiedlich Angaben: irgendwo zwischen zwei und vier Wochen hat mein Pesto bis jetzt immer geschafft. Im Kühlschrank, und immer darauf achten, dass die oberste Schicht aus glattem Öl besteht und keine festen Bestandteile daraus hervorragen.

Spaghetti alla Norma


Pasta alla Norma

Zum Kochen dieses aromatischen Pasta-Gerichts hat mich eine einzige Zutat genötigt: Ricotta stagionata, ein Must-Bestandteil von Pasta alla Norma, mit dem ich sonst nicht allzu viel anzufangen weiss.

Einig ist sich die kulinarische Geschichtsschreibung darin, dass die Oper „Norma“ des aus Catania in Sizilien stammenden Komponisten Vincenzo Bellini die Namensgeberin ist. Vor Jahren mal am Zürcher Opernhaus gesehen. Über das „Warum“ aber, da scheiden sich die Geister. Ist aber auch nicht weiter wichtig: schmecken tut sie hervorragend, was auch immer der Grund gewesen sein mag, diesem vegetarischen Gericht den Namen einer Oper zu geben.

Wieder mal bemühe ich das Standardwerk der italienischen Küche und führe mir auch sonst noch das eine oder andere Rezept auf italienischen Koch-Websites zu Gemüte. Sie soll ja schliesslich original sein, die Pasta alla Norma. Ich komme zum Schluss: ob frische Tomaten, gehackte oder Pelati aus der Dose, Passata di pomodoro -alles nicht so wichtig, Hauptsache gut eingekocht.

Für den Auberginen-Teil dieses Gerichts verfahre ich wie weiter unten im Zusammenhang mit Parmigiana di melanzane beschrieben: auf einem einzigen Gitterrost für den Ofen schaffe ich drei ganze Auberginen auf einmal. Das Gemüse in ca. 15mm dicke Scheiben schneiden, mit Olivenöl einpinseln, salzen, eine Lage auf Backpapier ausbreiten und ab damit in die oberen Gefilde des Ofens auf Grillstufe, bis sie schön braun sind. Dann kehren und nochmals für 10 Minuten in den Ofen.

Dann ist da noch die Ricotta stagionata, die ich bekommen hatte. Ich bin sicher, man kann sie irgendwo kaufen – wohl am ehesten bei einem gut dotierten Käsehändler, im Supermarkt aber auf alle Fälle nicht. Sie hat nicht die quarkig-körnige Konsistenz von frischer Ricotta, sondern ist sehr trocken, salzig, kann an der Reibe gerieben werden und hat die Form des Gitterkörbchens, in dem sie getrocknet wurde.

Ricotta stagionata

Dann bleibt nur noch eines: Pasta zubereiten, gut mit der Tomatensauce und den Auberginen vermischen, Ricotta stagionata darüberreiben und nicht sparen mit frischem Basilikum.

Hier geht’s zum Rezept.